Warum manche Zigarren schwer zu bekommen sind
Lieferschwierigkeiten bei Zigarren? Mal wieder nichts im Lager? Vielleicht hast du dich schon gefragt, warum dein Lieblingsformat gerade nicht verfügbar ist – obwohl es doch vor kurzem noch ganz normal im Sortiment war. Die Antwort liegt in einem System, das für viele unsichtbar bleibt, aber tief in die Lieferketten eingreift: Track and Trace bei Tabakwaren.
Wir erklären dir, was dahintersteckt, warum es ausgerechnet jetzt Probleme gibt – und was du als Genießer darüber wissen solltest.
Was ist Track and Trace überhaupt?
„Track and Trace“ bedeutet übersetzt nichts anderes als „verfolgen und nachverfolgen“ – und genau darum geht es auch. Seit Mai 2019 gibt es in der EU eine Verpflichtung zur Rückverfolgbarkeit von Tabakwaren, eingeführt durch die EU-Tabakproduktrichtlinie (TPD). Ziel ist es, den illegalen Handel mit Tabakprodukten zu bekämpfen – ein durchaus berechtigter Gedanke.
Konkret heißt das:
Jede Packung Zigaretten oder Feinschnitt – und mittlerweile auch jede Kiste Zigarren oder Dose Pfeifentabak – erhält eine einzigartige Kennzeichnung. Diese wird entlang der gesamten Lieferkette digital erfasst: vom Hersteller über den Importeur, den Großhandel bis zum Händler. So soll nachvollziehbar sein, wer wann welches Produkt wohin geliefert hat.
Was hat das mit Zigarren zu tun?
Bis 2024 betraf das System in erster Linie Zigaretten und Feinschnitt. Doch seit dem 20. Mai 2024 gilt die Rückverfolgbarkeitspflicht auch für weitere Tabakprodukte – darunter:
Zigarren und Zigarillos
Pfeifen- und Wasserpfeifentabak
Schnupf- und Kautabak
Für Zigarren bedeutet das:
Jede Kiste, die aus Nicaragua, der Dominikanischen Republik, Honduras oder einem anderen Drittland in die EU kommt, muss mit einem Track-and-Trace-Code versehen sein – inklusive Registrierungsnummern, Scannern und spezieller Software.
In Deutschland ist die Bundesdruckerei GmbH für die Vergabe dieser Identifikationscodes zuständig. Jeder Hersteller, Importeur oder Händler muss sich dort registrieren und seine Produkte eindeutig kennzeichnen lassen.
Wo liegt das Problem?
Die Idee klingt erst mal sinnvoll – doch die Umsetzung ist alles andere als einfach. Besonders für kleinere Hersteller oder Importeure ist das Ganze eine große Herausforderung:
Bürokratische Hürden bei der Registrierung
Technische Anforderungen wie spezielle Soft- und Hardware
Kosten, die für viele kleine Manufakturen schlicht nicht tragbar sind
Was in der Praxis passiert:
Produkte bleiben beim Zoll hängen, weil Codes fehlen oder falsch sind. Einige Hersteller – besonders im Bereich von Kautabak oder exotischeren Zigarren – haben die Produktion für den europäischen Markt ganz eingestellt. Andere liefern verspätet oder gar nicht. Wieder andere sind noch mitten im Umstellungsprozess und haben schlicht Lieferengpässe.
Kurz: Das System bringt viele gute Ideen mit, aber auch jede Menge Verzögerung, Unsicherheit und Frust – für Händler wie für Genießer.
Beispiele aus dem Alltag
Vielleicht ist dir aufgefallen, dass manche Zigarren aus der Karibik oder Zentralamerika derzeit nur schwer oder gar nicht erhältlich sind. Oder dass neue Serien ungewöhnlich spät auf den Markt kommen. All das kann – neben logistischen Problemen oder Ernteausfällen – direkt mit Track and Trace zusammenhängen.
Ein Beispiel: Ein Importeur hat eine neue Kiste Zigarren auf Lager, aber darf sie nicht verkaufen, weil die Track-and-Trace-Nummer noch nicht korrekt registriert ist oder der Code fehlt. Ergebnis: Die Ware bleibt liegen – und der Kunde wartet.
Was bedeutet das für dich als Genießer?
Zunächst einmal: Du musst dir keine Sorgen machen. Es geht hier nicht um Qualität oder Haltbarkeit, sondern um Bürokratie. Aber es kann passieren, dass deine Lieblingszigarre vorübergehend nicht lieferbar ist – oder teurer wird.
Denn: Die neuen Anforderungen verursachen zusätzliche Kosten, die irgendwann auch beim Endkunden ankommen. Und sie sorgen dafür, dass manche kleine Marken gar nicht mehr auf dem europäischen Markt vertreten sind.
Und was kannst du tun?
Hab Verständnis, wenn mal etwas fehlt. Die Lieferkette ist komplexer geworden – und nicht jede Verzögerung liegt am Händler.
Frag nach Alternativen. Viele Formate oder Blends haben ähnliche Geschwister. Wir helfen gern bei der Auswahl.
Bleib informiert. Wer weiß, was hinter den Kulissen passiert, sieht leere Regale mit anderen Augen.
Unser Fazit
Track and Trace ist ein System, das mit guten Absichten eingeführt wurde – aber in der Praxis gerade bei Spezialprodukten wie Zigarren für viel Unruhe sorgt. Wenn du dich also das nächste Mal wunderst, warum eine Zigarre nicht verfügbar ist, denk daran: Vielleicht liegt sie längst im Lager – aber der richtige Code fehlt noch.
Wir bleiben für dich dran, beobachten die Lage und halten dich auf dem Laufenden. Und wie immer gilt: Genuss kennt keinen Zeitdruck – nur Geduld.